Die Beschäftigung mit Fragen des Körpergewichts macht schnell deutlich, dass diese Thematik komplex ist und in ihrer Reichweite über rein sportliche Aspekte hinaus auf das Themenfeld gesundheitlicher Fragen verweist. Hierbei hat das Körpergewicht als nackte Zahl zunächst keine Aussagekraft. Erst in Beziehung zu anderen Variablen lässt sich das Körpergewicht als Indikator in gesundheitlichen und sportlichen Zusammenhängen bewerten.
Um Vergleichbarkeit zu ermöglichen, wird wegen seiner einfachen Praktikabilität häufig der „BMI“ als eine Maßeinheit verwendet, die eine Aussage über das Körpergewicht im Verhältnis zur Größe trifft. Im Hinblick auf die Frage, welches Körpergewicht sowohl unter gesundheitlichen als auch unter sportlichen Aspekten als gesund oder als optimal gelten kann, beziehen sich Aussagen ebenfalls häufig auf den Wert des „BMI“.
Allerdings sollte nicht übersehen werden, dass die Aussagen des „BMI“ keine absolute Gültigkeit beanspruchen können. Der „BMI“ muss nämlich in Abhängigkeit weiterer Einflussfaktoren interpretiert werden, um aussagekräftig zu sein. Es kann jedoch als gesichert gelten, dass für einen Marathonläufer in der Altersklasse „Hauptklasse männlich“ bei einem normalen Körperbau ein „BMI“ mit dem Wert „20“ unter gesundheitlichen und unter sportlichen Aspekten als optimal zu bewerten ist. Daran schließt sich die Frage an, ob ein BMI von 20 prinzipiell als optimal zu werten ist. Nach dem (
mittlerweile nicht mehr aktuellen!) Stand des Wissens scheint das nicht der Fall zu sein!
Anmerkungen vom 22.07.2016 aus aktuellem Anlass
Eine am 13. Juli 2016 im medizin-wissenschaftlichen Portal
The Lancet veröffentlichte Meta-Studie mit dem Titel
The Global BMI Mortality Collaboration zwingt zu einer völligen Neubewertung des Zusammenhangs von Übergewicht und Lebenserwartung. Ein Team von 500 Forschern aus 300 Instituten wertete in einer Meta-Analyse Patientendaten von 10,6 Millionen Menschen in 239 Studien aus 32 Ländern aus und rückt den fraglichen Sachverhalt mit hoher Relevanz in neues Licht (FAZ vom 24.07.2016:
Leben Dicke wirklich länger?):
- Die aktuelle Meta-Analyse widerlegt die These, dass sich einige Pfunde zu viel nicht auf die
Lebensdauer auswirkten und belegt, dass Übergewicht
oder Fettleibigkeit das Risiko eines vorzeitigen Tods erhöht. Für Menschen mit mäßigem Übergewicht verkürzt sich die Lebenserwartung
um ein Jahr. Stark übergewichtige, adipöse Menschen verlieren statistisch zehn Jahre.
- Das vermeintliche Adipositas-Paradoxons, gemäß dem epidemiologisch nachweisbar sei, dass Dicke eine höhere Lebenserwartung haben als Normalgewichte (Von wegen ungesund - Dicke leben länger), beruht auf Design- und Interpretationsfehlern vorausgegangener epidemiologischer Studien, bestätigt aus das Deutsche Ärzteblatt in einer Meldung vom 14.07.2016: Studie widerlegt Adipositas-Paradoxon
- Ob die Frage des Zusammenhangs von Übergewicht und Lebenserwartung abschließend beantwortet ist, muss sich noch erweisen.
Aktuelle Erkenntnisse machen eine Überprüfung und ggf. Überarbeitung der nachfolgenden Inhalte dieses Artikel erforderlich.