Sonntag, 24. Juni 2012

Laufen im KöFo, in dem wilde Schweine leben und Flötenständchen überraschen

Die KöFo-Rotte

Die kleine, schlagkräftige KöFo-Rotte vom 23.06.2012
Der Königsforst ist unser bevorzugtes Trainingsgebiet. Seit dem Jahr 1990 treffen wir uns regelmäßig dort, zwanzig Jahre lang, jedes Wochenende (natürlich mit Unterbrechungen, wie Urlaub usw.).

Die Trainings-Stammgruppe besteht zunächst aus Heide und Helmut, Gisela und Karlheinz. Aber die Gruppe erweitert sich. Zu den regelmäßigen Teilnehmern gehören bald auch Elisabeth, Claudia, Gabi. Felix ist nur kurze Zeit dabei. Zusätzlich nehmen wir immer wieder auch gerne "Gastläufer" mit auf die Strecke. 

In den letzten Jahren werden die Treffen unregelmäßiger. Erodierende Kräfte sind über Zeit nicht aufzuhalten. Verluste schmerzen. Wir müssen sie akzeptieren.



 

Stationen der Tütberg-Runde


Start: Forsthaus Rath, 40 m über NN 
Wir sind hier im Königsforst, am Start unserer Tütbergrunde. Hier ist alles da, was man braucht: Parkplatz, Bank, rot-weiße Startlinie.
Unseren heutigen Lauf veranstalten wir zu Ehren von Heides 70. Geburtstag.

Rath-Forsbacher Weg
Wir haben uns endlich alle sortiert, noch mal nachgeguckt, ob das Auto abgeschlossen ist – jetzt kann’s losgehen. Die ersten 200 m bis zur nächsten Kreuzung sind eigentlich ein Zubringer-Weg zur eigentlichen KöFo-Runde.

Kreuzung Schiefer Hauweg
Wir sind an der Kreuzung mit dem „Schiefer Hauweg“, von uns auch „Kaugummi-Weg“ genannt: er ist das letzte Teilstück am Ende der Runde und nimmt einfach kein Ende.
Aber jetzt wenden wir uns nach rechts; hier beginnt die eigentliche Runde. Meistens weiß man hier schon, ob es heute gut oder nicht so gut läuft.

Kreuzung Rennweg
An dieser Kreuzung mit dem Rennweg kann man zur Achter-Runde abbiegen – die wird von uns als Zusatzrunde verstanden, wenn man noch was anhängen will.
Über die Herkunft der Wegbezeichnung gibt es kein gesichertes Wissen.

Wassertretstelle
Kreuzung Wolfsweg - Wassertretstelle - Giesbach
Wir kommen zur Wassertretstelle: Ein beliebter Treffpunkt für Wanderer und Radfahrer. Hier wird auch tatsächlich Wasser getreten – besonders bei schönem Wetter.

Für uns Läufer und Walker geht’s jetzt den ersten Anstieg hoch. Wir sind eingelaufen – jetzt noch mal tief durchatmen – und auf geht’s!

Großer Steinberg, 130 m über NN
Am „Großen Steinberg“ ist der erste Gipfel erreicht. Bei Bedarf verschwindet man hier auch gerne in den Büschen. 


Bahntrasse und ehemaliger Bahnhof Forsbach am "Corner"
Wir bewegen uns jetzt auf dem ehemaligen Bahndamm der Sülztalbahn. Die Teilstrecke durch den Königsforst zwischen Bensberg und Refrath wurde 1961 stillgelegt. Unsere Laufrotte gab es zu dieser Zeit noch nicht. Wir laufen hier erst seit 1990. Da waren die Gleisanlagen und das Bahnhofsgebäude schon längst abgebaut. 

Kleiner Exkurs

Zur Herkunft der Bezeichnung "Corner" kursieren zwei Legenden mit einem gemeinsamen Kern: Spätestens hier mussten sich die meisten Läufer unserer Gruppe von den Auswirkungen ihrer Frühstücksgetränke entlasten. Meistens machte einer den Anfang und gewann sofort weitere Teilnehmer. An der Wegkeuzung finden sich mindestens vier Areale, in die man sich kurzfristig ungestört zurückziehen kann.  
  1. An dieser Wegkreuzung trennen sich mitunter die Laufwege, so dass man hier gerne für einen kurzen Austausch über Verabredungen verweilt. Da man ohnhin das Laufen unterbricht, bietet sich die Pause für "kleine Geschäfte" an. Für diese entscheidende Wegmarke setzt sich mit der Zeit eine prägnante Bezeichnung durch.
  2. Auf Basis rudimentärer Kenntnisse der Lerntheorie und der Verhaltensforschung stellt sich bei einigen Teilnehmern unserer Gruppe der Eindruck eines vermeintlich ritualisierten Verhaltens ein, das bei Erreichen dieser Wegkreuzung als Reflex wirkt und darum an 'Pawlow-Effekte" erinnert. Daher wird das „Corner“ zunächst "Pawlow-Ecke" genannt.

    Der russische Wissenschaftler Iwan Petrowitsch Pawlow, einer der Väter der Verhaltensforschung, hat
    Konditionierungseffekte untersucht und systematisch beschrieben. Die mitunter leicht skurrile Situation an der Wegkreuzung erinnert einige Teilnehmer der Gruppe an Versuchsanordnungen der Pawlow-Experimente, aus denen Gesetzmäßigkeiten abgeleitet wurden, die wir als "Pawlow-Effekt" kennen. Bezogen auf unsere Situation ist damit gemeint, dass der Zwang zur Entleerung der Blase nicht nur auf dem Grad ihrer Füllung beruht, sondern auch von dem Erreichen dieser Wegmarke ausgelöst werden kann.

    Wie auch immer, so ist
    zunächst der Name "Pawlow-Ecke" entstanden, der später zu der Bezeichnung "Pawlow-Corner" mutierte. Da dieser Name natürlich viel zu lang ist, setzte sich später die Kurzform "Corner" durch. 
     
Interessanterweise, aber nicht wirklich überraschend, sind es gerade diejenigen, die das Corner für eine private Pause nutzen, die dem ersten Erklärungsmodell zustimmen, während die anderen eher das zweite Erklärungsmodell favorisieren.
Über diese spekulativen Aspekte hinaus ist sachlich anzumerken, dass an dieser Ecke zur Zeit der Sülztalbahn das Bahnhofsgebäude Forsbach stand. Eine Plakette erinnert daran.

Wegekreuzung am ehemaligen Bahnhof Forsbach 
Über den Tütberg geht’s jetzt rechts rum. Weiter geradeaus ist die Tannenbaum-Runde – sehr beliebt, wenn es etwas ‚weniger’ sein sollte: Man verkürzt die Strecke um ca. 4 km und schneidet den Tütberg ab – das ist nur in Ausnahmefällen gestattet, denn er gibt der Runde schließlich seinen Namen. - Wir kürzen heute nicht ab! 

Bei Forsbach: Kreuzung der Landstraße zwischen Forsbach und Bensberg
Nach dem Überqueren der Landstraße beginnt der Aufstieg  zum Tütberg. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

Forsthaus
Endlich kommt das Forsthaus in Sicht. Es handelt sich um das ehemalige Jagdhaus der Bankiersfamilie Deichmann. Für uns ist es eine "gute" Wegemarke, jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Gipfel.

Tütberg, 212 m über NN
Der Gipfel des 212 Meter hohen Tütbergs ist erreicht – ein wichtiges Etappenziel und ein Höhepunkt auf der Strecke. Hier fehlt eigentlich nur das Gipfelkreuz. Aber auch ohne das haben wir hier immer ein Hochgefühl. Nun dürfen wir uns beim Bergab-Laufen erholen.

Panoramaschleife
Irgendwann wurde die Panoramaschleife dazuerfunden; die führt zunächst auch bergab, macht aber einen zusätzlichen weiteren Bogen und bietet einen schönen Blick auf die Landschaft. Heute laufen wir zur Feier des Tages die Panoramaschleife.

Warum die Panoramaschleife so heißt, wird hier deutlich: Man hat einen wunderbaren Blick über das Sülztal und die weite Landschaft.

Brüderstraße
Wir haben die Brüderstraße erreicht – ein langer Weg-Abschnitt, überwiegend flach, immer geradeaus. Wie es zu dem Namen kam, ist unklar; wir haben jedoch herausgefunden, dass es sich um einen mittelalterlichen Handelsweg handelt ('alde Broederstraiß') über den seit dem Mittelalter ein Abschnitt des Jacob-Pilgerweges führt.

Quelle
Ein Kleinod am Wegesrand: unsere Quelle. Heute sprudelt sie nicht, aber sie kann auch anders. Ist das nicht ein lauschiges Plätzchen – mit Hütte und kleinem Teich?

Bei Bensberg: Kreuzung Landstraße zwischen Forsbach und Bensberg
Wir überqueren hier die gleiche Landstraße wie vorhin beim Anstieg zum Tütberg. Bis zum nächsten Highlight ist es nicht mehr weit.

Kettners Weiher, Flehbach
Das ist Kettners Weiher. Ein richtig schöner, einsamer Waldsee.

Abbiegen auf den Wolfsweg
Früher liefen wir hier geradeaus weiter – bis Helmut eines Tages diese Abzweigung auf den Wolfsweg entdeckte. Es ist das „Sahnehäubchen“ und gehört seitdem zum festen Bestandteil der Runde. Auch wenn der eine oder andere hier schon mal darüber ‚verhandelt’ ob man das „Sahnehäubchen“ nicht weglassen soll und stattdessen die ursprüngliche – und flache – Strecke nehmen soll – ohne „Sahnehäubchen“ fehlt uns was. Deshalb geht’s jetzt hier hinauf.

Monte Troodelöh am Wolfsweg, mit 118,04 m über NN höchster Punkt im Kölner Stadtgebiet
Ein echter Höhepunkt, der „Monte Troodelöh“: unser Sahnehäubchen! Der Deutsche Alpenverein hat hier ein Gipfelbuch platziert.  

Kreuzung Wolfsweg mit Rath-Forsbacher-Weg an der Wassertretstelle
Der Wolfsweg führt zur Wassertretstelle – hier biegen wir ein auf die lange Schluss-Gerade bis zum Ziel. Am Anfang sind wir diesen Weg hochgelaufen, jetzt laufen wir ihn zurück.

Rath-Forsbacher-Weg
Es geht nur noch geradeaus, ohne Umwege direkt ins Ziel.

Kreuzung Rennweg
Wir kommen noch einmal am Rennweg vorbei, dem einzigen asphaltierten Teilstück auf der gesamten Runde.

Schiefer Hauweg
Ein Blick in den Schiefen Hauweg – den lassen wir einfach rechts liegen. Das Ziel lockt. Jetzt darf noch mal alles gegeben werden. Gemütliches Austrudeln ist aber auch erlaubt.

Ziel: Forsthaus Rath, 40 m über NN
Wir sind am Ziel. Jemand hat das Licht angeknipst. Wie schön! Wir können auf unserer Bank in der Sonne noch ein bisschen abhängen.

Hier findet regelmäßig unsere Weihnachtfeier statt. Heute endet hier unsere Ehrenrunde zu Heides 70. Geburtstag:

 "Herzlichen Glückwunsch!"

Die Strecke und ihre Varianten

Flacher Abschnitt zum Tütberg am Deichmann-Haus
Hier gibt es Trinkwassernachschub (wenn die Quelle fließt) 
Helmut erwirbt sich große Verdienste beim Optimieren unserer Trainingsrunde. Nach einiger Zeit „steht“ unsere "19 km-Tütberg-Runde". Dieser Kurs ist „nicht ohne“! 240 Höhenmeter sind zu bewältigen. Hierbei handelt es sich um unsere Standardrunde. Abweichungen oder Varianten, die häufiger gelaufen werden, erhalten im Laufe der Zeit jeweils eigene Namen, die jedem geläufig sind:


  • Auf der "Tannenbaumrunde" laufen wir vom ehemaligen Bahnhof Forstbach die direkte Verbindung zur Brüderstraße und lassen den Tütberg aus. Kurz vor dem Abzweig zur Brüderstraße, einem alten Handelsweg zwischen Siegen und Köln,  bewundern wir seit vielen Jahren in der Adentzeit auf einer Lichtung einen weihnachtlich geschmückten Tannenbaum, der für diese etwa 14,5 km lange Runde namensgebend ist.
  • Seltener wird die "16er" gelaufen, die nicht die Landstraße zum Tütberg quert, sondern parallel zur Landstraße zur Brüderstraße führt. Claudia schätzt die "16er", findet aber nur selten Begleiter.  
  • Die "kleine Runde" über den Rennweg ist etwa 8 km lang und vermeidet alle großen Anstiege. Diese Strecke bietet sich vor allem als Zusatzrunde an. Man kann sie auch als "9er-Runde" über die Brüderstraße laufen.
  • Die "10er-Runde" zweigt an der Wassertretstelle auf den Wolfsweg ab und kennt als Varianten eine "11er-Runde". Auf der "10er" zweigt man vor dem "Sahnehäubchen" ab, während man auf der "11er" bis zur Brüderstraße durchläuft.  Diese Strecke bietet sich ebenfalls als Zusatzrunde an. Sie ist aber deutlich profilierter als "8er" oder "9er" und findet darum in der "KöFo-Rotte" nur wenige Anhänger.
  • Die "Panoramaschleife" erweitert die Pflichtrunde über den Tütberg in Richtung Hoffnungsthal um 1,5 km, die es mit einem steilen Gefälle und einem harten Anstieg in sich haben. Hier tummeln sich nur noch "die Verrückten" der "KöFo-Rotte".

 

Lach- und Sachgeschichten der "KöFo-Rotte"

 

Typologie der Teilnehmer

  • Heide läuft auf der großen Runde mit Trinkflaschen, aber niemals mit Mütze. Hügel erklärt sie zu verhassten "Bergen" und läuft nie einen "Doppeldecker". So verrückt wie die anderen Teilnehmer ist sie nicht und will sie auch niemals sein.
  • Helmut läuft immer mit Mütze. Er schimpft zwar auch auf die "Berge", fügt sich aber dem Schicksal. In den letzten Wochen der Marathonvorbereitung hängt er ein- bis zweimal eine "kleine Runde" von 8 km an die Tütbergrunde an. Ein "Doppeldecker" kommt nicht in Frage.
  • Karlheinz möchte am liebsten immer den „Doppeldecker“ mit „Bergwertung“ und Temposteigerung in der zweiten Runde laufen. Er kann sich aber auch der Mehrheit anpassen, die meistens eine niedrigere Dosierung bevorzugt. Mit Mütze läuft er nur im Winter oder wenn Regen droht.
  • Elisabeth läuft mit leichtem Schritt und nimmt den Wettkampf der Bergwertung an. "Doppeldecker" sind kein Problem, mehr soll es aber auch nicht sein. Mitunter reicht aber die Zeit nicht für einen "Doppeldecker". Elisabeth hat nämlich ständig viele Termine und manchmal auch Zeitstress. Mit Mütze haben wir sie nie erlebt und selbst bei Frost braucht sie selten Handschuhe.
  • Gisela kämpft am Berg, gibt aber nicht auf. Soviel ist klar: "Doppeldecker" müssen sein, wenn man häufiger pro Jahr Marathonläufe und auch Ultradistanzen laufen möchte. Wenn sich die Gruppe aufteilt, hält Gisela sich gerne in der langsameren Gruppe auf. Das ist weniger anstrengend und fördert den Zuammenhalt. Mützen lehnt sie zwar ab, nutzt sie aber in Ausnahmefällen.
  • Claudia genießt das Laufen als „Geschenk“. Sie trägt gerne Mützen und nimmt bei Wärme eine Trinkflasche mit. Wenn Claudia mehr als eine Runde läuft, darf es nach der ersten Runde keine Pause geben. Dann kommt sie nämlich nicht mehr in Gang. Den "Doppeldecker" hat Claudia einmal absolviert. Sie kann mitreden.
  • Gabi merkt man die Anstrengung nie an. "Ihre langen Läufe" enden prinzipiell bei 30 km. Einmal hat sie eine Ausnahme gemacht und ist einen Doppeldecker mitgelaufen. Danach war sie absolut euphorisch, aber die Euphorie hat jedoch nicht ausgereicht, um Wiederholung zu motivieren. Hinsichtlich Mützen zeigt sich Gabi zurückhaltend, aber nicht ablehnend.
  • Felix strahlt Ruhe und Harmonie aus. Zeitweilig hat er uns bei seinen Marathonvorbereitungen begleitet. Dann ist der Faden gerissen. Warum das so ist, wissen wir nicht. 

Die "Berge"

Anstieg zum Tütberg
Sobald wir vom Parkplatz aus auf „die Strecke gehen“, beginnt das Erzählen, Kümen, Zuhören, Fragen, Antworten. Jetzt haben wir zwei Stunden Zeit – die großen und kleinen Alltagssorgen miteinander auszutauschen und Neuigkeiten zu erfahren.
Ein regelmäßiger Diskussionspunkt sind die Anstiege, die jetzt vor uns liegen. Aus den Steigungen werden dann "Berge". 240 Höhenmeter unserer Runde verteilen sich auf eine Vielzahl kleinerer Hügelchen und Wellen und drei „große“ Anstiege (= "Berge"):  
  • "Großer Steinberg", 130 m
  • "Tütberg", mit 212 m der höchste Punkt des Königsforstes
  • "Monte Troodelöh", unser „Sahnehäubchen“, mit 118,04 m die höchste Erhebung auf Kölner Gebiet
Es gibt in der Gruppe diejenigen, die es lieben, Steigungen hochzulaufen - und es gibt die, die dieses hassen. Also diskutieren wir allwöchentlich darüber, ob wir dieses Mal das "Sahnehäubchen" auslassen – und stattdessen „unten rum“ laufen sollen. Nicht immer erzielen wir in diesen Fragen eine Übereinstimmung, und so kommt es vor, dass wir uns an den „Bergen“ trennen und später wieder zusammentreffen. 

"Anhängen"?

Eine andere Frage, die stets geklärt werden muss, ist die nach der Länge der Trainingsrunde. „Wer hängt was an?“, lautet die grammatikalisch nicht ganz einwandfrei Frage. Aber jeder versteht diese Frage und weiß, nun gilt es "die Hosen herunter zu lassen!" Insbesondere, wenn ein Marathon ansteht, setzen die Verhandlungen: "8er" oder "9er", "10er" oder "11er", "Tannenbaum" oder "Doppeldecker"? 

Vor Marathonläufen ringen sich Heide und Helmut manchmal noch eine „8er-Runde“ ab. Aber auch nur dann! Die Tütberg-Runde reicht doch, oder? Heide versucht über viele Jahre zu ergründen, ob es nicht auch möglich ist, einen Marathon zu laufen, ohne den langen Lauf zu trainieren. Möglich ist das schon, man erreicht aber das Ziel nur auf dem Zahnfleisch. Dieses Erlebnis sucht Heide selbstverständlich nicht. Sie möchte einen schönen Marathonlauf erleben. Eine Auflösung dieses Konfliktes zeichnet sich bisher nicht ab.

Elisabeth ist aus anderem Holz geschnitzt. „Angehängt“ wird fast immer und vor Marathonläufen wird die Distanz zum "Doppeldecker" ausgebaut. Danach hat man sich das zweite Frühstück und den Mittagsschlaf wahrlich verdient!

Der "Doppeldecker"

Karlheinz hat den „Doppeldecker“ eingeführt. Dieses Wort hat er von Horst Preisler übernommen, dem Weltrekordler im Sammeln von Marathons. (Bis Januar 2012 ist er mittlerweile 1.762 Marathons und Ultras gelaufen.) Wenn Horst, wie üblich, an einem Wochenende zwei Marathons läuft, nennt er das einen „Doppeldecker“.

Übertragen auf die KöFo-Rotte und die Tütberg-Runde heißt das, die Runde zweimal zu laufen: 38 km also, mit all den Bergen! Ein hervorragendes Marathontraining! „Die verrückten Kellerts“ – wie Elisabeth so treffend formulierte – starten also nach der großen Runde erneut durch und laufen die Tütberg-Runde ein zweites Mal. Von dieser „Verrücktheit“ lässt sich Elisabeth anstecken. Der "Doppeldecker" gehört über etliche Jahre zum Standardprogramm beim wöchentlichen Lauftreff im Königsforst. 

Der "Tripolo"

Wie der Name schon sagt: Es gilt, die Tütbergrunde dreimal zu laufen. Das schafft nur Karlheinz! In seiner Vorbereitung auf Ultraläufe, wie z.B. die 100 km von Biel, den 90 km-Comrades-Lauf in Südafrika oder den Rennsteiglauf in Thüringen absolviert er die Runde dreimal. Da müssen wir alle passen – der „Dreifach-Tütbergrunden-Pokal“ „ist ihm“, wie der Kölner sagt.

Weihnachtslauf und Weihnachtsfeier

Ursprünglich hieß dieser Lauf „Heilig-Abend-Doppeldecker“. Und es gab tatsächlich Jahre, in denen er so gelaufen wurde, wie er hieß. Idealerweise traf man sich am 24. 12., lief zweimal die Tütberg-Runde und ging dann zum gemütlichen Teil über.

Karlheinz, Elisabeth und Gisela starten um 9:00 Uhr zur ersten Runde; um 11:00 Uhr stoßen Claudia, Gabi, Heide und Helmut dazu. Gemeinsam wird dann die zweite bzw. erste Runde absolviert. Anschließend feiern wir alle noch ein bisschen Weihnachten: mit Glühwein, selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen, Weckchen und Laugenbrötchen. Wir haben Kerzen dabei, die wir anzünden, wenn das Wetter mitspielt. Es gibt eine kleine Bescherung. Schöner kann ein Jahr nicht abgeschlossen werden!

Mit der Zeit verändert sich dieses Event. Aus dem "Doppeldecker" wird eine einfache Tütberg-Runde; Claudia, Heide und Helmut kommen nicht mehr zum Lauf, sondern nur noch zu der kleinen Weihnachtsfeier -  auf dem Parkplatz, auf der Holzbank, bei usseligem Wetter. Das sagt doch alles darüber aus, wie schön es war!

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