Der Natur gehorchend bleiben wir bei unserer Rückkehr bescheiden und nehmen an der 35 km Nordic Walking Tour von Schnepfenthal nach Oberhof teil. Tatsächlich wäre eine Distanz von 36,6 km zu gehen, wenn nicht noch eine Umleitung die Strecke auf 37,7 km verlängern würde. Eine Gesamthöhendifferenz von 1.661 m (1061 m Anstiege und 600 m Abstiege) ist zusätzlich zu bewältigen. Diashow der Fotoserie
35 km Nordic Walking Tour von Schnepfenthal nach Oberhof
Unsere Nordic Walking Tour startet um 7:00 Uhr in Schnepfenthal an der Salzmannschule, die wir bereits gestern bei der Registrierung besichtigt haben.
Start an der Salzmannschule in Schnepfenthal |
Über Nebentäler des Thüringer Waldes arbeiten wir uns von 367 m über NN auf den nächsten 11,5 km vorbei an der 'Dicken Eiche', dem 'Kornkochteich' und dem 'Gondelteich' auf das Niveau des Höhenzuges. An der 'Tanzbuche' wartet nach 1:50 Stunden die erste Verpflegungsstelle, aber noch verspüren wir keinen Bedarf. Kurz darauf erreichen wir den Kammweg des Rennsteigs(4) und treffen auf das Feld der Ultraläufer. Die 'Ultras' sind eine Stunde vor uns in Eisenach gestartet und haben bis hier bereits fast 30 km auf schwerer Strecke zurückgelegt. Bis Oberhof nutzen die beiden Felder nun die Strecke gemeinsam.
Blick vom Spießberg (749 m) über den Thüringer Wald |
Possenröder Kreuz |
Ebertswiese |
Solange wir den Lauf kennen, ist die große Verpflegungsstelle an der Ebertswiese ein Highlight aller Verpflegungspunkte. Daran hat sich offensichtlich in den vergangenen 11 Jahren nichts geändert, stellen wir fest. Nur der einsame Trompeter, der schon weit vor der Ebertswiese zu hören war, empfängt leider nicht mehr die Läufer, Walker und Wanderer. Viele Teilnehmer legen eine ausgiebige Pause ein, um sich für die 2. Hälfte zu stärken. Wir trinken nur einen Becher warmen Tee und ziehen schnell weiter.
Schutzhütte an der Alten Ausspanne |
Der nächste größere Anstieg von der 'Neuen Ausspanne' (714 m) auf den 'Krämerod' (765 m) warnt vor dem nachfolgenden Hammer. Wie eine Wand liegt der 'Sperrhügel' (840 m) vor uns. Bis auf die weit vor uns laufende Elite mischen sich hier alle Läufer unter die Walker und selbst das Gehen erfordert beträchtliche Anstrengungen. Ab dem 'Sperrhügel' (840 m) ist der mehr als 2 km lange Anstieg nicht beendet, denn sogleich folgt die 'Schmalkalder Loibe' (882 m), die jedoch etwas weniger steil aufragt.
Bei der 'Ausspanne Neuhofer Wiese' (850 m) erwartet die Teilnehmer erneut eine große Verpflegungsstelle mit einem breiten Angebot. 'Schleim' (Haferschleim) wird ebenso gerne genommen wie Schmalzstullen und Obst. Würstchen sind eher keine Renner. Wir trinken nur 2 Becher, müssen aber die Pause ausdehnen, weil sich im rechten Oberschenkel ein Muskelkrampf einstellt. Die verbleibenden 12 km bis zum Ziel in Oberhof versprechen hart zu werden.
Ultraläufer in Oberhof |
Vom 'Wachsenrasen' (815 m) arbeiten wir uns über mehrere Geländewellen noch einmal bis auf fast 900 m Höhe und stolpern auf den 3 letzten Kilometern dem Ziel am 'Grenzadler' (837 m) bei Oberhof entgegen. Unter insgesamt 386 Finishern treffen wir im ersten Drittel des Feldes nach 5:46:47 Stunden im Ziel ein. Zeiten und Platzierung haben jedoch in Anbetracht zahlreicher joggender Pfuscher nur wenig Aussagekraft.
Motiv im Zielbereich von Oberhof |
Motiv im Zielbereich von Oberhof |
Die Köstritzer Brauerei spendet jedem Teilnehmer ein Bier und eine Bratwurst. Das Bier ist gut, aber zu warm. Die Bratwurst ist verkohlt und darum ungenießbar. Wir waren offensichtlich nicht schnell genug, um den richtigen Verzehrzeitpunkt der gesponserten Produkte abzupassen. Die Atmosphäre im Zielbereich lässt uns bald zum Bus schlendern, der uns von Oberhof zurück nach Schnepfenthal schaukelt, wo wir uns nach Ankunft einen Schönheitsschlaf vor dem Abendprogramm gönnen.
Unser Fazit: Walking kann sehr anstrengend sein und verlangt in dieser Form solides Training. Vor allem aber war die Teilnahme am GutsMuth-Rennsteiglauf wieder ein sehr schönes Erlebnis, das wir für das nächste Jahr erneut anstreben. Für 2015 sind wir bereits gemeldet, ein Zimmer ist reserviert und positve Motivation stimmt uns optimistisch.
Unser Standort in Schnepfenthal (Diashow der Fotoserie)
Landgasthof Zur Tanne in Schnepfenthal |
Ein erster, flüchtiger Eindruck des Ortes Schnepfenthal signalisiert Langweiligkeit. Auf dem zweiten Blick überraschen gleich mehrere kulturhistorisch bedeutende Objekte und Sachverhalte, die sich Besuchern nicht aufdrängen, sondern entdeckt werden wollen.
Salzmannschule in Schnepfenthal |
Das pädagogische Programm seiner Schule hatte revolutionäre Bedeutung und muss sich gegenüber aktuellen Schulprogrammen keineswegs verbergen. Im Unterschied zu pädagogischen Programmen der Gegenwart, die individuellen Erfolg primär am Bedarf ökonomischer und politischer Strukturen bemessen, erkannte Salzmann (neben dem Bildungskanon) den Wert körperlicher Ertüchtigung für die persönliche Lebensbewältigung. Sein bester Mann war Johann Christoph Friedrich GutsMuth (1759-1839), den Salzmann als Lehrer einstellte. GuthsMuth verknüpfte Theorie mit Praxis. Er stellte seinen Lehrstoff gleichberechtigt neben handwerkliche Arbeit, Spielen, sportliche Übungen und gemeinsame Wanderungen. Aus praktischer Erfahrung entwickelte GutsMuth frühe Ansätze einer auch therotisch begründeten Methodik der Sportpädagogik. GutsMuth inspirierte seinen als 'Turnvater Jahn' bekannten Schüler Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) zur erfolgreichen Fortsetzung seiner Ideen.
Motiv auf dem historischen Waldfriedhof von Schnepfenthal |
Erster deutscher Gymnastik- und Sportplatz in Schnepfenthal |
Bäckerei in Schnepfenthal |
Anmerkungen
(1) Persönliche Chronologie der Teilnahmen am GutsMuth-Rensteiglauf
- Rennsteiglauf 2003
- Rennsteiglauf 2002
- Rennsteiglauf 2001
- Rennsteiglauf 1999
- Rennsteiglauf 1996
- Rennsteiglauf 1994
(3) Hans-Georg Kremer ist einer von 4 Gründern des GutsMuth-Rennsteigslaufs, der am 12. Mai 1973 erstmals ausgetragen wurde und unter der Bezeichnung '100-km-GutsMuth-Gedenklauf' als Gruppenlauf von der 'Hohen Sonne' bei Eisenach bis nach Masserberg führte. (Laudatio der Uni Jena anlässlich der Pensionierung H.-G. Kremers im Jahr 2011:)
(4) "Der Rennsteig ist ein ca. 170 km langer Kammweg sowie ein historischer Grenzweg im Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge und Frankenwald. Außerdem ist er der älteste und mit etwa 100.000 Wanderern jährlich der meistbegangene Weitwanderweg Deutschlands. Er beginnt im Eisenacher Stadtteil Hörschel am Ufer der Werra und endet in Blankenstein an der Selbitzbrücke." (Zitat aus dem Artikel Rennsteig in Wikipedia)
(5) Post vom 15.05.2014: Rennsteigwanderung über den Spießberg zur alten Ausspanne ab/bis Finsterbergen
(6) Den in der Form eines Malteserkreuzes gearbeiteten Stein erklärt eine benachbarte Tafel als mutmaßliches mittelalterliches Sühnekreuz für einen hier verübten Totschlag. Ullrich Göbel hat recherchiert und beschreibt auf der Webseite des Rennsteigvereins seine Erkenntnisse zum Possenröder Kreuz.
(7) Am Rennsteig liegen mehrere 'Ausspannen', an denen im Zeitalter von Pferdetransporten Fuhrleute aus umliegenden Dörfern Handelsreisenden zusätzliche Pferde zur Überwindung von Pässen anboten.
Good slide show - regards, Richard
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