Samstag, 13. Februar 2021

Laufglück oder Laufsucht? - Teil 1: Wie es begann: Kurze Geschichte menschlicher Bewegung bis zum Sport der Gegenwart

"Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft!" (Emil Zátopek)
 
Warum sind Gehen und Laufen menschliche Bewegungsarten? 
Was ist Sport?
Ist Laufen gesund?
Macht Laufen glücklich?
Kann Sport auch Sucht sein?
Warum bewegen sich in westlichen Kulturen viele Menschen zu wenig? 
 
Ein dreiteiliger Post der Artikelserie 30 Jahre Laufglück geht diesen Fragen aus Sicht von Wissenschaften und Alltagserfahrungen nach. Vorliegender Teil 1 betrachtet biologische und kulturelle Bedingungen der Entstehung von (Lauf-) Sport.
 
Themen des Teils 1:
•    Bedeutung von Bewegung für die Evolution von Intelligenz
•    Bedeutung des Laufens und Gehens für die Evolution der menschlichen Art
•    Bedeutung von Belohnungen für die Modellierung kognitiver und neuronaler Strukturen
•    Kulturgeschichte der Entstehung von Sport 
•    Einflüsse von (Ausdauer-) Sport auf die Persönlichkeitsentwicklung
 
Inhaltsübersicht Teil 1
 
1        Einleitung
2        Die Evolution zentraler Nervensysteme und Gehirne beginnt mit Bewegung
3        Ausdauerndes Laufen und Gehen im evolutionsgeschichtlichen Zeitraffer
3.1     Evolutionsbiologische Erkenntnisse der Lauf-Veranlagung
3.2     Soziokulturelle Prozesse bewirken Entwicklungen vom Läufer zum Nicht-Läufer und zum Freizeitsport
3.3     Erfindung und Verbreitung des Joggings in der Neuzeit
3.4     Jogging-Hype der Gegenwart
4        Läufertypologie
4.1     Jogger (Dauerlauf im gemäßigten Tempo)
4.2     Runner (leistungsorientiertes Laufen mit systematischem Training und Wettkämpfen)
4.3     Marathonsammler (Laufen als Leidenschaft)
5        (Neuro-) Psychologische Erklärungsmodelle der Verhaltenssteuerung
5.1     Exekutive Funktionen (Kontrollprozesse)
5.2     Intrinsische Belohnungssysteme im praktischen Alltag
5.3     Interne Belohnungssysteme aus Sicht von Psychologie und Neurowissenschaften
5.3.1  Stoffwechselprozesse intrinsischer Belohnungen und Einflüsse auf neuronale Strukturen
5.3.2  Ambivalenzkonflikte und Delay Discounting (Abwertung zeitlich verzögerter Belohnungen)
5.3.3  Impulskontrolle, Selbstregulation, Gratifikationsaufschub, Selbstmotivation
5.3.4  Resilienz und Vulnerabilität
5.3.5  Flow als mentaler Zustand


1 Einleitung
 
Inspiriert ist dieser Post von einem Buch des irischen Neurowissenschaftlers Shane O‘Mara mit dem Titel: Das Glück des Gehens. Was die Wissenschaft darüber weiß und warum es uns so guttut.(1) Wissenschaftlich begründet und mit eigenen Erfahrungen angereichert beschreibt der Autor, wie Gesundheit, Resilienz, Kreativität und Wohlbefinden vom Gehen profitieren und Gehen das Gehirn verändert.(2)
 
Anatomie, Stoffwechsel und mentale Prozesse von Menschen haben sich im evolutionären Prozess an Anforderungen des Gehens und Laufens angepasst. Ausdauerndes Laufen, Gehen und Wandern gehören zur Natur der menschlichen Art. Die Natur hat Menschen so ausgestattet, dass ausdauernde Bewegung in ausreichender Intensität der Gesundheit dient (Bewegung macht gesünder!), das Denken verbessert (Bewegung macht klüger und kreativer!) und Emotionen positiv beeinflusst (Bewegung macht zufriedener!).(3,4) Dieser Sachverhalt hat eine Schattenseite: Die Evolution hat Menschen nicht auf ein bewegungsarmes Leben vorbereitet. Bewegungsmangel begünstigt die Ausbreitung von Zivilisationskrankheiten, und das Gehirn reagiert ohne regelmäßige Bewegungsreize mit reduzierter Funktionalität oder sogar gestört. Bewegungsmangel macht nicht nur krank, sondern auch dumm!(5) Einflüsse körperlicher Aktivität auf neurobiologische Prozesse des Gehirns und positive Auswirkungen regelmäßiger Bewegung auf Gesundheit, Gedächtnis- und Lernleistungen sind zentrale Themen dieser Artikelserie. Diese Prozesse haben eine lange Vorgeschichte.
 
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  1. Rowohlt, Shane O'Mara: Das Glück der Gehens. Was die Wissenschaft darüber weiß und warum es uns so guttut, Hamburg 2020
  2. Buchbesprechungen "Das Glück des Gehens":
  3. Zeitschrift für Erwachsenenbildung, Laura Walk: Bewegung formt das Gehirn (PDF)
  4. ZEIT, Tobias Hürter: So kommen sie weiter!
  5. Spiegel: Faul macht dumm
 
2 Die Evolution zentraler Nervensysteme und von Gehirnen beginnt mit Bewegung
 
Gemäß erdgeschichtlicher Zeitmetriken hat Natur Menschen als biologische Art erst jüngst hervorgebracht. Die ältesten bekannten Vorfahren gingen vor ca. 7 Millionen Jahren aufrecht auf zwei Beinen.(1,2) Vor 3 bis 2 Millionen Jahren entwickelte sich die Gattung Homo.(3)
 
Vor etwas mehr als 4,5 Milliarden Jahren setzte die Entstehung der Erde ein. Die frühesten Lebensformen entstanden vermutlich vor ca. 4 Milliarden Jahren.(4) Im nicht abgeschlossenen evolutionären Prozess entstanden zunehmend komplexere Lebensformen mit Zentralnervensystemen. Zweiseitentiere (Bilateria), auf die alle höheren Arten zurückgehen, spalteten sich vor ca. 800 Millionen Jahren von den übrigen Tieren ab. Auslöser der Entwicklung von Zentralnervensystemen scheint räumliche Bewegung zu sein.(5) Mit räumlicher Bewegung entstanden Fähigkeiten der Wahrnehmung und Erinnerung von Raum und Zeit. Hier beginnt die kurze Geschichte von der Bewegung zum Sport. 

Neurobiologe Gerhard Roth nimmt an, dass die ersten Nervensysteme vor 600 bis 700 Millionen Jahren mit neuen Lebensformen entstanden, die nicht mehr sesshaft waren, sondern auf der Suche nach Nahrung und Fortpflanzungspartnern ihre Umwelt durchstreiften. Neuronale Übertragungsmechanismen waren Komplexitätsanforderungen von Bewegung nicht gewachsen. Das Überleben erforderte schnellere Informationsübertragungen. Dieser Druck ließ spezialisierte Sinnesorgane und Nervenzellen entstehen. Wo Sinnesorgane sitzen, besteht Bedarf zur schnellen Verarbeitung und Weiterleitung von Informationen. In Nähe von Sinnesorganen konzentrieren sich Nervenzellen, aus denen sich mit zunehmender Komplexität Gehirne als Kommandozentrale entwickelten, die mit dem Rest des Körpers über Nervensysteme kommuniziert.(6)

Hans-Peter Thier, 2014 mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnet, leitet am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung Tübingen die Forschungsgruppe Kognitive Neurologie, die Interaktionen von Bewegung, Wahrnehmung und Erinnern untersucht. Ergebnisse dieser Forschung zeigen,
  • dass vermutlich Mobilität von Tieren Gehirne entstehen ließ,
  • dass Bewegung Orientierung erfordert, ein Gedächtnis benötigt und Interaktionen ermöglicht,
  • wie und wo Raum und Zeit in der Wahrnehmung entstehen und ein Koordinatensystem für das Erinnern und Zählen bilden.
Seine Erkenntnisse beschreibt Hans-Peter Thier in einem bemerkenswerten Vortrag.(7) An einem Beispiel der Natur zeigt er exemplarisch Zusammenhänge zwischen Bewegung und Gehirn. Seescheiden (ein relativ primitives Manteltier) sind simultane Hermaphroditen (doppelgeschlechtliche Individuen), die sich aber auch ungeschlechtlich vermehren können. Bei geschlechtlicher Fortpflanzung entstehen im Meer schwimmende Larven mit zentralem Nervensystem, Chorda (Wirbelsäule) und Gehirnanlage. Diese Anlagen benötigen Larven für ihre Bewegung und Orientierung. Adulte Seescheiden sind sesshaft und verdauen diese nunmehr überflüssigen Anlagen.

Raumwahrnehmung, -orientierung und -gedächtnis machen Orientierungszellen (place cells) des Gehirns möglich. Wahrgenommene und zu erinnernde Ereignisse interagieren nicht nur örtlich, sondern auch zeitlich. Im Hippocampus des Gehirns (eine zentrale Schaltstation des limbischen Systems) befinden sich neben Orientierungszellen auch Nervenzellen, die als time cells eine zeitliche Abfolge von Ereignissen markieren und zur Rekonstruktion der zeitlichen Abfolge von Ereignissen beim Erinnern einer Episode beitragen. Vermutlich sind Objekte, Orte, Ereignisse, Fakten im ursprünglich erlebten raumzeitlichen Zusammenhang gespeichert und werden im Prozess des Erinnerns als Ganzes wieder abgerufen. Das subjektive Erlebnis nimmt Zeit und Raum als objektive Realität wahr. Tatsächlich handelt es sich um Konstrukte des Gedächtnisses, die Bezüge zwischen Fakten und Ereignissen ermöglichen.

Die begrenzte Speicherkapazität des Hippocampus würde als Speicherort dieser Informationen nicht ausreichen. Speicherort ist die Großhirnrinde, der Neocortex. Dessen Speicherkapazität reicht für das gesamte Leben als Informationspool für Lernprozesse, die neue und auch komplexe Zusammenhänge zwischen Inhalten herstellen. Aus diesem Grund haben Menschen grenzwertig große Köpfe. Der Hippocampus orchestriert Weiterleitungen von Informationen in den Neocortex. Unter Verweis auf die engen Beziehungen zwischen Bewegung, Wahrnehmung und Erinnern schließt Hans-Peter Thier seinen Vortrag mit der Vermutung von Zusammenhängen zwischen Sport und mentaler Fitness. Mit Recht dürfe vermutet werden 
„(…) dass das Training des Körpers notwendigerweise auch den Geist trainiert. Sport ist eben keineswegs „hirnlos“. Es sind Seescheiden, diese unscheinbaren Organismen, an die wohl kaum ein Alzheimer-​Forscher denken dürfte, die uns lehren, dass es die Bewegung ist, die den Geist erfordert.“
 
Dass wir als menschliche Art ein in der Natur unvergleichbar leistungsfähiges Gehirn entwickelt haben, verdanken wir der Bewegung unserer Vorfahren aus Urzeiten. Dieser Sachverhalt ist mehr als eine Anekdote. Bewegung verhilft uns zur effizienten Nutzung der Leistungsfähigkeit des eigenen Gehirns. Individuell ist dieser Zusammenhang mangels subjektiver Erfahrung nicht evident. Erst wissenschaftliche Forschung erschließt diese Erkenntnisse.

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  1. Wikipedia: HominiHominisation
  2. Portal: Die Evolution des Menschen
  3. Wikipedia: Stammesgeschichte des Menschen
  4. Süddeutsche Zeitung: Wie entstand das Leben auf der Erde?
  5. Sessile Lebewesen (Pflanzen und einige hybride Arten) besitzen kein Zentralnervensystem. Dennoch verfügen sie über Sinnesorgane und je nach Definition auch über Intelligenz. - Siehe: Stefano Mancuso, Alessandra Viola: Die Intelligenz der Pflanzen, München 2015 
  6. Quellen zur Evolution des Gehirns:
  7. Vortrag von Hans-Peter Thier in der Reihe „Hirnforschung, was kannst du?“, FAZ, 15.12.2014: Warum sich Bewegung und Geist nur zusammen denken lassen
 
Stammbaum des Menschen
by Dimitrios Pascal Weiß (CC BY-SA 4.0)
3 Ausdauerndes Laufen und Gehen im evolutionsgeschichtlichen Zeitraffer(1)
 
Vor ca. 3 Millionen Jahren setzte die menschlicher Frühgeschichte ein. Wenn 3 Millionen Jahre auf 24 Stunden übertragen würden, lebte Sapiens bis vor wenigen Minuten als Wildbeuter und war ein ausdauernder Geher und Läufer.(2) Anforderungen des Gehens und Laufens modellierten Anatomie und Stoffwechsel der menschlichen Art. Vor ca. 11.000 Jahren (bzw. vor ca. 6 Minuten gem. 24-Stundenskala) setzte allmählich Sesshaftigkeit ein.(3) Damit verloren Fähigkeiten ausdauernden Gehens und Laufens an Bedeutung, sodass diese Fähigkeiten in der menschlichen Sozialisation und Anatomie zunehmend verkümmern. Genetische Anlagen dieser Fähigkeiten sind jedoch in der Biologie von Anatomie und Stoffwechsel bis zur Gegenwart erhalten. Meilensteine der Entwicklung beschreibt dieses Kapitel.
 
 
3.1 Evolutionsbiologische Erkenntnisse der Lauf-Veranlagung
 
Bewegungsmuster, anatomische Details und physiologische Prozesse menschlicher Organismen haben sich über lange Zeiträume evolutionär an Anforderungen ausdauernden Laufens und Gehens angepasst:(4)
  • Die Fähigkeit von Menschen zur Temperaturregulierung mittels Schweiß erlaubt einzigartige Ausdauerleistungen ohne zu überhitzen.
  • Das nur bei Menschen vorkommende Nackenband (Ligamentum nuchae) hält den Kopf beim Laufen aufrecht und ermöglicht den Blick nach vorne. 
  • Der große Gesäß-Muskel (Musculus gluteus maximus) stellt sicher, dass Menschen beim Laufen nicht nach vorne fallen. 
  • Kurze Zehen, eine lange Achillessehne, schlanke Taille, Fußsohlenbogen und langsame Muskelfasern der Beinmuskulatur berechtigen zu der Annahme, dass Selektionsdruck der Gattung Homo nicht nur das Gehen, sondern auch das Laufen begünstigte.
Dass Inaktivität, Bequemlichkeit und Faulheit als belohnend empfunden werden, machen ökonomische Gründe für Wildbeuter plausibel. Jagd war körperlich anstrengend, auch gefährlich und sicher nicht immer erfolgreich. Gejagt wurde nur bei Nahrungsknappheit. Jagd unterblieb, wenn keine Notwendigkeit bestand. Weil Fettspeicher als Energie- und Nahrungsreserven dienen und vor Kälte schützen, hatte die Fähigkeit zur Bildung von Fettreserven ehemals elementare Bedeutung für das Überleben von Menschen. Evolutionär entwickelte anatomische und physiologische Ausprägungen haben sich über mehrere Millionen Jahre und viele Generationen als erfolgreiche Anpassungen an Lebensbedingungen bewährt. 
 
 
3.2 Soziokulturelle Prozesse bewirken Entwicklungen vom Läufer zum Nicht-Läufer und zum Freizeitsport
 
Die Dynamik biologisch-evolutionärer Anpassungsprozesse verläuft deutlich langsamer als Dynamiken kultureller Veränderungen (von Menschen verursachte Änderungen von Lebensbedingungen). Der Übergang zur Sesshaftigkeit bindet Menschen an bewirtschafteten Grund und Boden, den sie in der Vergangenheit gewöhnlich nur in Kriegszeiten oder bei großer wirtschaftlicher Not verließen. 
 
Über mehrere tausend Jahre menschlicher Kulturgeschichte gab es Wettkämpfe mit sportlichem Charakter, die jedoch als kultische Handlungen zu verstehen sind, die in religiös-zeremoniellen Bedeutungskontexten mit oft kriegerischem Charakter eingebunden sind, wie z.B. die antiken olympischen Spiele zu Ehren des Zeus.(5) In der Antike entstand das Gymnasion als Ort militärisch-sportlicher Ausbildung männlicher Jugend und entwickelte sich ab dem 5. Jh. v. Chr. zu einer Bildungsstätte, die körperliche und geistige Erziehung gleichrangig förderte.(6)
 
Die Ausbreitung städtischer Lebensformen der Neuzeit geht einher mit Ökonomisierung und Beschleunigung des Lebens.(7) In der Neuzeit nimmt die Notwendigkeit zur Bewegung aus eigener Kraft weiter ab, weil Alltagstätigkeiten überwiegend sitzende oder stehende Haltungen erfordern. 
 
Seit dem 19. Jahrhundert kommen Massenbeförderungsmittel für die Personenbeförderung auf. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts setzten sich motorisierte individuelle Beförderungsmittel durch. Tendenziell bewegen sich Menschen immer weniger aus eigener Kraft. Bei Ortsveränderung verlangt die Beschleunigung des Lebens effiziente Beförderungsmittel, die den Reise-Zeitbedarf zunehmend minimieren.
 
Bei Städtern gilt ländliche Bodenständigkeit noch heute als ‚schlafmützig‘, konservativ, rückständig. Im ländlichen Raum galt und gilt teilweise noch immer Fußverkehr als Zeichen eines niedrigen sozialen Rangs. Nur ein Knecht läuft! Herren reiten ein Pferd, nutzen eine Kutsche oder werden in einer Sänfte transportiert. Motorisierte Fahrzeuge ersetzen inzwischen Pferde, Kutschen und Sänften und haben Fußgänger von der Straße verdrängt. Für überwiegend kürzere Wege werden seit der Neuzeit auch Fahrräder genutzt. E-Bikes lösen mittlerweile Fahrräder zunehmend ab. E-Bikes sind zwar deutlich teurer, schwerer und störungsanfälliger als Fahrräder, aber sie erfordern weniger Muskelarbeit bzw. Anstrengung und kommen darum einem Trend zur Bequemlichkeit entgegen.
 
 
3.3 Erfindung und Verbreitung des Joggings in der Neuzeit
 
Mit der Wiederbelebung Olympischer Spiele der Neuzeit wurden ab 1896 reglementierte Laufwettbewerbe eingeführt. Über Wehrertüchtigung hinaus trieb jedoch nur eine kleine Minderheit reglementierten sportlichen Langstreckenlauf. Einfache Menschen hatten ohnehin nur an Sonn- und Feiertagen Freizeit, die sie für die Erholung von schwerer körperlicher Arbeit dringend benötigten.
 
Bis vor ca. 60 Jahren war Dauerlauf keine typische Freizeittätigkeit. Noch nach dem 2. Weltkrieg war über militärische Wehrertüchtigung hinaus sportlicher Langstreckenlauf unüblich und wurde nur von einer Minderheit praktiziert. In der Natur rennende Amateurläufer galten als Exzentriker, die ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Die öffentliche Meinung wertete Langstreckenlauf als Spleen von Spinnern oder Masochisten. Das zu dieser Zeit geltende medizinische Paradigma verurteilte Langstreckenlauf als gesundheitsschädlich und ein Sportlerherz als pathologisch. Frauen durften bei olympischen Spielen bis 1956 nur an Laufwettbewerben auf Distanzen bis 200 m teilnehmen.(8) Marathonlauf war für Frauen prinzipiell verboten und einer elitären Gruppe männlicher Spitzensportler vorbehalten.
 
Erst mit sich ausbreitendem Bewegungsmangel der Neuzeit erfuhr Ausdauerlauf breitere Wertschätzung als Ausgleichssport in der Freizeit. Als Pionier des Ausdauerlaufs und Erfinder des Joggings gilt der neuseeländische Lauftrainer Arthur Lydiard (1917 – 2004). Während Mediziner propagierten, dass Langstreckenlauf ungesund und potenziell gefährlich sei, war Arthur Lydiard von kardiovaskulären Gesundheitsvorteilen des Ausdauerlaufs überzeugt. Der Waldnieler Sportmediziner und Lauftrainer Ernst van Aaken (1910 – 1984) propagierte zur gleichen Zeit ein Ausdauertraining mit hohen Kilometerumfängen im langsamen Tempo. Nachdem von Arthur Lydiard betreute neuseeländische Läufer in den frühen 1960er Jahren extrem erfolgreich waren, wurden dessen Trainingsmethoden des Langstreckenlaufs weltweit zum Standard.(9)

Aufgrund des wirtschaftlichen Strukturwandels in ehemaligen Industrieländern nahm der Anteil schwerer körperlicher Arbeit ab, während Bewegungsmangel und Übergewicht als Krankheitsfaktoren zunahmen. In der Gegenwart erweisen sich ehemals sinnvolle Mechanismen zur Belohnung von Bewegungsarmut ebenso wie Fettreserven als ein die Ausbreitung von Zivilisationskrankheiten begünstigendes Verhängnis. Diese Entwicklung bereitete den Boden für Breitensport als Lifestyle-Muster.

Der US-amerikanische Trainer Bill Bowerman lernte bei einem Aufenthalt in Neuseeland Arthur Lydiard kennen und führte die Idee des Joggens in den USA ein. Mit einem von Bill Bowerman entwickelten Laufschuh für lange Läufe begann der Aufstieg des Konzerns Nike. Mit dem 1977 erschienene Buch The complete book of running (Das komplette Buch vom Laufen) von James F. Fixx entwickelte sich Jogging als Gesundheitslauf in den USA zum Hype. Fixx popularisierte die positiven gesundheitlichen Wirkungen des Laufens und löste eine weltweite Fitnessbewegung aus, die bis heute anhält.(10) 

Das Spektrum von Läufern ist hinsichtlich Motivation, Leistungsvermögen, Laufumfang und Regelmäßigkeit der Aktivität breit gefächert. Abgrenzungen von Hobby-, Freizeit-, Profisportler sind wenig aussagekräftig. Eine andere Diskussion in der deutschen Sportwissenschaft betrifft die Frage, wie Sport in Anbetracht einer umgangssprachlich zunehmenden "Versportung" von Aktivitäten begrifflich zu definieren und von Bewegungskultur von nicht motorischen Aktivitäten abzugrenzen ist. Diskutiert wird, ob Aktivitäten ohne Wettkampf, Regelwerk oder körperliche Anstrengung als Sport zu verstehen sind. Diese Fragen greift Teil 2 des Posts auf.


3.4 Jogging-Hype der Gegenwart
 
Positive gesundheitliche Wirkungen entfalten viele Sportarten. Dass Jogging sich zu einem modischen Trendsport entwickeln konnte, hat sachlich nachvollziehbare Gründe:
  • Jogging unterliegt keinem festen Regelwerk. Jeder entscheidet für sich selbst (oft auch spontan oder immer wieder neu) Häufigkeit, Distanz, Tempo, Geländeart, Eignung von Wetterbedingungen. 
  • Seine herausragende Bedeutung gegenüber anderen Sportarten bezieht Jogging aus seiner Effizienz. Keine andere Ausdauersportart erfordert weniger Voraussetzungen und Ausrüstung, lässt sich vergleichbar universell und kostenlos betreiben und erzielt über Zeit ein derart günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis wie Laufen. 
  • Eine breite Auswahl von Zielbenefits verleihen der Aktivität Nutzen und Sinnhaftigkeit. Aus dem Spektrum von Zielbenefits können Jogger ihr jeweils eigenes Motivationspaket schnüren:(11)
    • Verbesserung oder Erhalt von Fitness
    • Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems 
    • Stärkung des Immunsystems 
    • Allgemeiner gesundheitlicher Nutzen 
    • Psychischer Nutzen: Stressbewältigung, Ausgeglichenheit, Entspannung
    • Verbesserung von Körpergefühl und Selbstwahrnehmung 
    • Selbstbestätigung 
    • Gewichtsreduzierung und Gewichtskontrolle 
    • Figur und Schönheit (Steigerung der eigenen Attraktivität) 
    • motorischer Bewegungsdrang 
    • Naturerlebnis 
    • Pflege sozialer Kontakte
    • Konkurrenz, Wettbewerb, Wetten 
    • Fremderwartung 
    • diffuses, unspezifisches Laufbedürfnis  
    • etc.
Der Lifestyle-Charakter des Joggings und ein lifestyle-konformer Trend der Selbstoptimierung dürften motivationsverstärkend wirken. Wer nicht mit sportlichen Leistungen zu beeindrucken vermag, kann immerhin eine lifestyle-konforme modische Haltung dank Teilnahme an der Bewegung und Nutzung modischer Accessoires demonstrieren.

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  1. Plant Wissen: Geschichte des Laufens
  2. Wikipedia: Jäger und Sammler
  3. Wikipedia: Neolithische Revolution
  4. Artikel zur Evolutionsbiologie des Laufens:

    Wikipedia: Evolutionsbiologie
    Spiegel: Zum Laufen geboren (PDF)

    Süddeutsche Zeitung: "Aus evolutionärer Sicht kann man unser Verhalten als abnormal bezeichnen"
  5. Post: Antike olympische Spiele im Zeus-Heiligtum Olympia
  6. Post: Basics der Antike Griechenlands
  7. Wikipedia: Urbanisierung
  8. Als Olympiadisziplin wurde der Marathonlauf für Frauen 1984 aufgenommen. Ab 1988 durften Frauen über 10.000 m teilnehmen und ab dem Jahr 1996 über 5.000 m.
  9. Bei den Olympischen Spiele 1960 in Rom siegten Peter Snell über 800 m und Murray Halberg über 5000 m. Barry Magee wurde Dritter im Marathonlauf. Bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio gewannen Peter Snell Gold über 800 m und 1500 m und John Davies Bronze über 1500 m. Auf Lydiards Methoden werden Medaillen der finnischen Läufer Lasse Virén, Pekka Vasala und Tapio Kantanen bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München zurückgeführt.
  10. Das Beispiel James F. Fixx zeigt, dass Laufen und Fitness ein langes Leben nicht garantieren. Fixx war genetisch vorbelastet war und bis zum Alter von 36 Jahren starker Raucher. Er hatte eine schwere Arteriosklerose aller drei Herzkranzarterien. 52-jährig erlitt er 1984 einen Sekundentod auf dem Heimweg vom täglichen Lauftraining. 
  11. Benefits von Bewegung betrachtet Kapitel 3.3 des Teils 2.
 
4 Läufertypologie
 
Vorliegender Post definiert eine eigene Läufertypologie, die anhand einer primär handlungsleitenden Hauptmotivation 3 Hauptklassen identifiziert und diese in Typen von Kohorten mit identischen oder ähnlichen Motivationen einordnet. Eine Hauptmotivation schließt weitere Motivationen nicht aus, die jedoch überwiegend als eher nachrangig aufgefasst werden. Denkbar sind auch hybride Typen, die mehrere Motivationen gleichrangig evozieren.
 
 
4.1 Jogger (Dauerlauf im gemächlichen Tempo)
 
Jogger bilden den Hauptanteil aller Läufer. Jogger betreiben im gemäßigten Tempo ein mehr oder weniger regelmäßiges Ausdauertraining ohne systematische Trainingsplanung und verfolgen primär keine Leistungsziele. Wenn Jogger sporadisch an Wettkämpfen im Rahmen von Volksläufen teilnehmen, haben Wettkampfergebnisse nebensächliche Bedeutung. Zum Joggen motivieren mehrere Ziele: 
  • Gesundheitsläufer sind über gesundheitliche Benefits des Ausdauerlaufs informiert. Um Benefits zu ernten, trainieren sie diszipliniert regelmäßig mit ca. 2 - 3 Laufeinheiten pro Woche auf Distanzen von 5 – 10 km.
  • Genussläufer nehmen Benefits des Ausdauerlaufs gerne mit, ohne jedoch systematisch zu trainieren. Sie laufen dann, wenn sie gerade Lust empfinden, Zeit haben, das Wetter angenehm ist, die Landschaft reizt, Laufpartner oder Laufgruppen motivieren.  
  • Schönheitsläufer möchten ihr Körpergewicht reduzieren bzw. ihren eigenen Körper in Richtung modischer Ideale modellieren oder ihre Figur konservieren. Für Figuroptimierer ist Laufen neben Training in Fitness-Studios eine effiziente Methode.
  • Sozialkontakt-Fishing: Laufsport bietet Optionen für die Suche oder Intensivierung sozialer Kontakte.
  • Konditions-Aufbau: Für viele Sportarten sind ausreichende Ausdauergrundlagen erforderlich. Unter allen Ausdauersportarten trainiert keine andere Sportart die Ausdauergrundlagen so effizient, voraussetzungsarm und ebenso technisch wie organisatorisch unkompliziert wie das Lauftraining. Daher ist Lauftraining die bevorzugte Sportart für das Training von Ausdauergrundlagen. 
 
4.2 Runner (leistungsorientiertes Laufen mit systematischem Training und Wettkämpfen)
 
Runner bilden den kleineren Anteil leistungsorientierter Läufer und Hochleistungsläufer. Runner wissen um gesundheitliche Benefits des Ausdauerlaufs, aber sie beziehen ihre Hauptmotivation aus Wettkämpfen und Leistungszielen. Um Leistungsziele zu erreichen, bedarf es eines langfristig angelegten systematischen Trainings. Auf Grundlage wissenschaftlicher und methodischer Erkenntnisse erstellte Trainingspläne strukturieren das Training. Leistungskontrollen überwachen die Entwicklung und gestatten Feinjustierungen des Trainings. Im Training laufen Runner mit Vorgaben gegen die Uhr und/oder unter Kontrolle ihrer Pulsfrequenz. Im professionellen Sektor nutzt Hochleistungstraining darüber hinaus medizinische Methoden der Trainingssteuerung.

Runner trainieren diszipliniert 5 - 10 Laufeinheiten und variieren planmäßig Tempo, Distanzen, Geländearten. Um Überlastungseffekte zu vermeiden, praktizieren Runner zusätzlich Ausgleichssport und berücksichtigen körperlichen Regenerationsbedarf. Runner optimieren ihr Körpergewicht und achten auf leistungskonforme Ernährung. Doping-Methoden sind im Breitensport keine Seltenheit und in der internationalen Spitzenklasse üblich.(1)
 
Die nachfolgende Unterscheidung von 2 Untertypen ist nicht trennscharf zu verstehen, sondern als Kohorten mit fließenden Übergängen:
  • Leistungsorientierte Läufer nehmen regelmäßig an Wettkämpfen teil und stellen sich bewusst Vergleichen mit Teilnehmern ihrer Leistungskategorie. Bezogen auf das eigene Leistungsvermögen möchten sie möglichst optimale Ergebnisse erzielen.
  • Hochleistungsläufer sind besonders talentierte Läufer, die ihr eigenes Talent kennen und systematisch entwickeln. Hochleistungssportler orientieren sich primär an Leistungszielen und blenden Gesundheitsaspekte eher aus oder sehen sie als leistungsbeschränkende Rahmenbedingungen. Sie absolvieren ein hohes Trainingspensum, mit dem sie beabsichtigen, ihre Leistungsgrenzen zu verschieben. Hochleistungsläufer möchten in Vergleichen mit anderen Hochleistungsläufern Erfolge erzielen, die ihnen in Läuferkreisen Respekt und öffentlich Anerkennung verschaffen. Geltungsdrang von Hochleistungsläufern kann narzisstische Züge annehmen.
 
4.3 Marathonsammler (Laufen als Leidenschaft)
 
Ein kleiner und öffentlich kaum sichtbarer Anteil aller Läufer bildet als Marathonsammler eine besondere Spezies exzessiver Läufer. Marathonsammler befinden sich überwiegend im fortgeschrittenen Alter. Sie haben ihre Ziele altersgemäß angepasst und befinden sich nicht mehr auf der Jagd nach Bestzeiten. Stattdessen möchten sie eine möglichst hohe Anzahl zertifizierter Wettkämpfe auf Langstrecken absolvieren, die mindestens der Marathondistanz entsprechen (42,195 km) und als Ultramarathon auch weit über die Marathondistanz hinausgehen können. Das Sammeln von Wettkämpfen verfolgt oftmals zusätzliche Ziele, z.B. Läufe in allen Erdteilen, Läufe in allen Ländern eines Kontinents oder der gesamten Erde, Läufe in allen Staaten der USA etc.. Typische Marathonsammler sind oft in einem 100 Marathon Club (100MC) organisiert, von denen international etliche bestehen.(2) ‚Wilde Marathonis‘, die keinem 100MC angehören, bilden vermutlich eher Ausnahmen.
 
Aus persönlicher Sicht ist Marathonsammeln ein im Jogging-Tempo leidenschaftlich betriebenes Hobby, das Marathonsammler glücklich stimmt. Zusätzliche Motivation verschaffen soziale Kontakte. Die Ultraszene ist überschaubar. In der Gemeinschaft Gleichgesinnter bestehen viele Freundschaften. Zu Events reisen Teilnehmer bevorzugt gemeinsam an und übernachten oft auch gemeinsam in Massenquartieren oder auf Campingplätzen. So schonen sie Kosten und festigen zugleich ihre Verbindungen. Laufveranstaltungen haben überwiegend familiären Charakter. Auf den Veranstaltungen feiern sie ihr Wiedersehen und tauschen Informationen über Erlebnisse, Tipps und Planungen aus.
 
Andere Menschen suchen und finden ihr Glück in anderen Hobbys, und wie jedes andere Hobby, lässt sich auch Marathonsammeln exzessiv betreiben. Als gesundheitsschädigend fällt Marathonsammeln jedoch nicht auf. Die hohe Anzahl absolvierter Läufe widerlegt Vermutungen von Gesundheitsschädlichkeit anhand empirischer Daten und zeigt, dass die Länge einer Distanz und die Menge von Lauf-Kilometern pro Zeitraum als Indikatoren für die Gesundheitswirksamkeit oder Gesundheitsschädlichkeit sportlicher Aktivitäten wenig Aussagekraft haben.
 
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  1. Artikel der FAZ über Dopingpraktiken im Spitzensport: Die wollen doch nur spielen
  2. Allein im 100 Marathon Club Deutschland haben 370 Mitglieder per 30.06.2020 mindestens 100 (meistens jedoch mehr) Marathonläufe (inkl. Ultraläufe, d.h. Distanzen > Marathon) absolviert, in Summe mehr als 100.000 Läufe. 10 Mitglieder des Clubs sind mit mehr als 1000 Läufen aufgeführt. Auf Platz 1 der Rangliste liegt der Hamburger Allgemein- und Sportmediziner Christian Hottas (Jahrgang 1956) mit 2.892 Läufen (Stand 30.06.2020). Auf Platz 2 folgt die Berlinerin Sigrid Eichner (Jahrgang 1940) mit 2.292 Läufen (Stand 30.06.2020). Mitglied des Clubs werden Läufer nur auf Antrag. Tatsächlich dürfte die Zahl von Läufern, die mehr als 100 Marathons gefinisht haben, deutlich größer sein. Ende 2019 weist das World MegaMarathon Ranking 300+ des Japaners Japaners Takatoshi Yoshino weltweit 35 Läufer mit 1000 oder mehr absolvierten Läufen aus sowie 792 Läufer mit mindestens 300 absolvierten Läufen.
 
5 (Neuro-) Psychologische Erklärungsmodelle der Verhaltenssteuerung
 
Die Umsetzung von Motiven (Beweggründe und Ziele) in Entscheidungen und Handlungen erklärt die Psychologie mit zwei unterschiedlichen Quellen, die als extrinsisch (aufgrund äußerer Anreize) und intrinsisch (aufgrund der Sache selbst) bezeichnet werden.(1,2) Hirnforschung bzw. Neuropsychologie untersuchen darüber hinaus als exekutive Funktionen bezeichnete Kontrollprozesse der Verhaltenssteuerung, die vor allem dann aktiv werden, wenn automatisiertes Handeln nicht ausreicht.(3)
 
 
5.1 Exekutive Funktionen (Kontrollprozesse) 

Höhere Lebewesen verfügen über Fähigkeiten der kognitiven Kontrolle, die ihnen ermöglichen, ihr eigenes Verhalten an Umweltsituationen anzupassen, um ein für sie möglichst günstiges Verhaltensergebnis zu erzielen. Kognitive Prozesse der Selbstregulation und des zielgerichteten Handelns sind als exekutive Funktionen erforderlich, wenn routiniertes Verhalten einer Situation nicht gerecht wird und aufmerksames, konzentriertes Handeln notwendig sind. Exekutive Funktionen umschreiben psychische Fähigkeiten, die der Durchführung von Handlungen vorausgehen und Handlungen kontrollierend begleiten. Zu den exekutiven Funktionen zählen: Selbstmotivation, Willensbildung, Initiative, Setzen von Zielen, strategische Planung, Entscheidungsfindung, Steuerung von Aufmerksamkeit, Handlungsplanung, Selbstkontrolle und Selbstdisziplin. Komplexe systematische Lernprozesse erfordern in einem hohen Maß exekutive Funktionen.

Am TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen Ulm und ähnlichen Einrichtungen durchgeführte wissenschaftliche Studien zeigen, dass exekutive Funktionen nicht nur kognitiv entwickelt und trainiert werden, sondern in jeder Lebensphase auch von körperlicher Aktivität profitieren.(4,5,6,7)
 
 
5.2 Intrinsische Belohnungssysteme im praktischen Alltag

Bereits in der Antike galt, dass Glück Aktivität und eine Menschen befriedigende Beschäftigung voraussetzt. Die eigene Profession kann durchaus eine befriedigende Beschäftigung sein, wenn Menschen sich in der historischen Bedeutung des Begriffs ‚Beruf‘ zu ihren Aufgaben ‚berufen‘ fühlen (ursprünglich von Gott), für ihre Arbeit angemessen entlohnt werden und soziale Anerkennung genießen. In der Neuzeit ist es jedoch häufig eher so, dass Menschen sich zum Zweck des Lohnerwerbs zu Arbeitsleistungen verpflichten. Wenn der Beruf zum Job wird, empfinden Menschen keine oder nur wenig innere Bindung zu ihrer beruflichen Tätigkeit.
 
Über ‚Freizeit‘ im Sinne von Zeit, die nicht für die praktische Lebensbewältigung benötigt wird, verfügten bis zur Neuzeit über Sonn- und Feiertage hinaus nur kleine Eliten oder soziale Randgruppen. Erst in der Neuzeit entsteht auch in unteren sozialen Schichten ein zunehmender Anteil Freizeit, über den Menschen selbst verfügen können. Der Wunsch nach befriedigenden Tätigkeiten motivierte zunächst zur Nachahmung von Freizeitbeschäftigungen des Adels und zum Betreiben von Hobbys, die Menschen zum eigenen Vergnügen und zu ihrer Entspannung ausüben. Prinzipiell können Hobbys beliebig gewählt werden, weshalb die Ausdehnung des Universums möglicher Hobbys unbegrenzt ist.(8)

Zwischen Freizeitsport und Hobby besteht keine scharfe Abgrenzung. Generell gilt, dass Hobbys von einem natürlichen Bedürfnis nach selbstbestimmter Belohnung motiviert sind. Selbst bei exzessiv betriebenen Hobbys entsteht gewöhnlich kein Verdacht des Vorliegens einer psychischen Störung, solange es sich nicht um exzessiv betriebenen Freizeitsport handelt. Dieser wird im Mainstream deutlich skeptischer gesehen als andere Hobbys.(9) 
 
 
5.3 Internes Belohnungs- und Motivationssystem aus Sicht von Psychologie und Neurowissenschaften
 
Erst neuzeitliche neurowissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, wie Stoffwechselprozesse und beteiligte neuronale Strukturen Einfluss auf das Gefühlsleben durch sportliche Betätigung ausüben. Stoffwechselprozesse und ihre Interaktionen mit Auslösern und mentalen Zuständen sind zwar noch nicht vollständig entschlüsselt, aber Wissenschaften erkennen Zusammenhänge zwischen Aktivitäten und Stoffwechselprozessen und identifizieren, welche Stoffwechselprozesse für belohnende Gefühle verantwortlich sind. Für das biologische Verständnis von Freude, Lust und Motivation hat im Zentrum des Gehirns von Wirbeltieren das mesolimbische System zentrale Bedeutung. Wie Erfahrungen bzw. Lernprozesse die Persönlichkeit und ihre Fähigkeiten hinsichtlich Impulskontrolle (siehe Kapitel 5.3.3) und Resilienz (siehe Kapitel 5.3.4) formen, erläutert der Neurowissenschaftler Gerhard Roth in einem bemerkenswerten Artikel.(10,11)
 
 
5.3.1 Stoffwechselprozesse intrinsischer Belohnungen und ihre modellierenden Einflüsse
 
Situativ betracht erzeugen Stoffwechselprozesse temporäre mentale Zustände. Wer sich z.B. in Tätigkeiten vertieft, die gerne und mit Kompetenz betrieben werden, provoziert Ausschüttungen von Botenstoffen wie Serotonin, Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin, die als ‚Glücks-Hormone’ gelten, weil sie vorübergehend als belohnend empfundene mentale Zustände evozieren. Erst über Zeit betrachtet wird das weitreichende Potential dieser Prozesse verständlich. Sie wirken nämlich nicht nur temporär auf Verhalten und Empfinden von Menschen ein, sondern sie erzeugen Motivation und modellieren formend und verändernd als ‚Persönlichkeit‘ umschriebene Konstrukte.(12)

Wenn sich Denkmuster und Verhaltensweisen zu Gewohnheiten entwickeln, bewirken interne Belohnungssysteme, dass sich kognitive und neuronale Strukturen verändern und zu Verhaltensmustern verfestigen. Die Umprogrammierung von Verhaltensmustern gelingt nur mit großer Mühe und starker Selbstdisziplin. Menschen, die Lebensstil-Entscheidungen gegen regelmäßig betriebenen eigenen aktiven Sport getroffen haben, finden viele gute Gründe, die diese Haltung rechtfertigen und mental belohnen. Umgekehrt gilt: Je regelmäßiger wir Sport treiben und diese Aktivitäten zu selbstverständlichen Ritualen des Alltags machen, desto weniger Überwindung kostet die Aktivität und als desto belohnender wird die Ausübung der Aktivität empfunden. Warum das so ist, erklären nachfolgende Kapitel.
 
Ausdauersport ist ein Verhaltensmuster, das (wie jedes Verhaltensmuster) mit diesem Muster verknüpfte Aktivitäten belohnt und bei regelmäßiger Praxis modellierend auf kognitive und neuronale Strukturen einwirkt. Indem Ausdauersport die Persönlichkeit stärkt und mentale Fitness verbessert, nimmt Ausdauersport einen nicht zu überschätzenden Einfluss auf individuelle Lebensqualität. Diese Annahme ist nicht aus empirischen Daten gewonnen, sondern eine Erkenntnis eigener Erfahrungen, die Ausdauersportler teilen.(13) 
 
 
5.3.2 Ambivalenzkonflikte und Delay Discounting

In Entscheidungssituationen bestehen oftmals gleichzeitig vorliegende und sich widersprechende Gedanken, Wünsche und Gefühle, die als Spannung und Zerrissenheit empfundene innere Konflikte bewirken (in der Psychologie als Ambivalenzkonflikte bezeichnet). Menschen, deren Persönlichkeitsentwicklung belastbare exekutive Funktionen (interne Kontrollprozesse) ausprägen konnten, sind in der Lage, solche Situationen zu ertragen und Konflikte zu lösen. Weniger reife Persönlichkeiten sind in ihrer Entscheidung gehemmt und empfinden derartige Situationen als Dilemma ohne situationsgerechten Ausweg.
 
Das psychologische Modell des Delay Discounting (Abwertung zeitlich verzögerter Belohnungen) betrifft den speziellen Fall von Entscheidungen zwischen zeitlich auseinanderliegenden Belohnungen vom Typ Spatz in der Hand oder Taube auf dem Dach. Derartige Entscheidungen erfordern Abwägungen zwischen kurzfristigen kleinen Belohnungen versus langfristig größere Vorteile versprechendes Verhalten unter Verzicht auf kurzfristig verfügbare kleine Belohnungen. Während die zeitnahe kleine Belohnung garantiert ist, enthält die zeitlich entferntere Zukunft immer Unsicherheiten. Z.B. verschafft eine Pizza sofort Genuss, aber der Genuss unterläuft langfristige Bemühungen um Gewichtsreduzierung, Gesundheit, schlanke Figur, Sparsamkeit etc., deren Erreichbarkeit nicht garantiert ist.
 
Delay Discounting verdeutlicht Auswirkungen unterentwickelter exekutiver Funktion und macht darüber hinaus darauf aufmerksam, dass Entscheidungen und Verhaltensmuster nicht alleine auf rationalen Bewertungen beruhen, sondern im Fall zeitlicher Verzögerung von der nicht bewusst kontrollierbaren Konkurrenz zwischen Hirnsystemen des präfrontalen Cortex und des limbischen Systems beeinflusst sind. Präfrontale Hirnstrukturen bewerten Bedingungen für eine situationsangemessene Handlungssteuerung und regulieren emotionale Prozesse. Das limbische System steuert unter Beteiligung anderer Hirnregionen insbesondere Emotionen sowie das Triebverhalten und arbeitet nach dem Prinzip der Maximierung von Lust und Minimierung von Schmerz. Bei Entscheidungen zwischen zeitlich auseinanderliegenden Belohnungen bewirken Konflikte zwischen den beiden Hirnregionen eine stärkere neuronale Aktivierung von Hirnregionen des limbischen Systems, wodurch rationale Erwägungen des präfrontalen Cortex eine Abwertung erfahren und sich triebhaftes Verhalten oftmals durchsetzen kann.(14) Delay Discounting macht verständlich, weshalb sich Bewegungsarmut, unvernünftiges Ernährungsverhalten und Zivilisationskrankheiten in wohlhabenden Ländern trotz besseren Wissens verbreiten. 
 
 
5.3.3 Impulskontrolle, Selbstregulation, Gratifikationsaufschub, Selbstmotivation

Aus der Falle des Delay Discounting ist Entkommen möglich. Um langfristig individuellen Erfolg zu ernten, müssen Menschen lernen, dass Erfolg in der Zukunft ausdauerndes Engagement verlangt und erst Verzicht auf sofort und anstrengungslos zu erhaltende kleine Belohnungen in der Zukunft größere Belohnungen ermöglicht. Anders gesagt: Um das eigene Leben in den Griff zu bekommen und nachhaltige Zufriedenheit zu erreichen, müssen Menschen ihre exekutiven Funktionen entwickeln. In oft mit Unlust und Anstrengung verbundenen Lernprozessen der Sozialisation entwickeln Menschen Fähigkeiten der Selbstregulation, des Gratifikationsaufschubs und der Selbstmotivation, die sich erst längerfristig als Kompetenzen einer erfolgreichen Sozialisation und Lebensbewältigung bewähren.(15) Im Kontext dieser Prozesse erhält Ausdauersport eine besondere Bedeutung. Ausdauersport trainiert nicht nur gesundheitliche Fitness, sondern auch die Fitness exekutiver Funktionen und erhöht so Chancen einer erfolgreichen Lebensbewältigung gleich zweifach.

Gewöhnlich bewirkt die Höhe der Anstrengung, die für das Erreichen einer Belohnung erforderlich ist, eine Steigerung des Wertes einer Belohnung. Verkaufspsychologie und Verhaltensökonomik zeigen jedoch auch, dass kostenlose Angebote Impulskontrolle, Selbstregulation und rationales Denken reduzieren oder ausschalten.(16)


5.3.4 Resilienz und Vulnerabilität(17)
 
Das Konzept der Resilienz beruht als Erklärungsmodell der Persönlichkeitspsychologie auf der Beobachtung, dass psychische Verwundbarkeit (Vulnerabilität) sowie psychische Widerstandsfähigkeit (Resilienz) von Menschen individuell unterschiedlich ausgeprägt sind und Stärke der Ausprägung sowie Strategien der Krisenbewältigung durch eine Reihe von Einflussfaktoren bestimmt werden, die das Big-Five-Modell beschreibt. Resiliente Menschen haben gelernt, dass sie selbst ihr eigenes Schicksal bestimmen. Sie haben ein realistisches Bild ihrer Fähigkeiten, hoffen nicht auf Glück oder Zufall und nehmen Dinge selbst in die Hand. Resiliente Menschen bewältigen Krisen nicht nur leichter als andere Menschen, sondern sie nutzen Krisen als Anstoß für Entwicklungen ihrer Persönlichkeit. Ausdauersport trainiert auch die Fitness dieser Fähigkeiten einer erfolgreichen Lebensbewältigung. Anders formuliert: Ausdauersport verbessert die individuelle Resilienz.
 
 
5.3.5 Flow als mentaler Zustand(18)
 
Als spezielles Phänomen intrinsischer Motivation genießt das Flow-Konzept starke Beachtung. Flow bezeichnet einen als angenehm, belohnend, beglückend oder auch als tranceartig bis rauschhaft empfundenen mentalen Zustand völliger Vertiefung und Weltvergessenheit sowie des Aufgehens in einer Tätigkeit, die scheinbar mühelos wie ein Automatismus abläuft.

Das Standardmodell erklärt Flow als ein intrinsisches Belohnungssystem, das Wechselwirkungen zwischen psychologischen und neurophysiologischen Prozessen aktiviert. Das Modell macht verständlich, warum Menschen Freude empfinden, wenn sie kreative, spielerische, ausdauersportliche oder auch andere scheinbar sinnlose Tätigkeiten ausüben. Neurobiologische Mechanismen von Flow-Erlebnissen sind nicht abschließend geklärt. Neben Art und Stärke von Anforderungen scheinen Entspannung und gleichbleibende rhythmische Bewegungen an der Entstehung tranceartiger Zustände beteiligt zu sein.
 
Flow entsteht, wenn als belohnend empfundenen Tätigkeiten ohne deutliche körperliche und/oder mentale Anstrengungen ausgeübt werden, insbesondere bei kreativen Tätigkeiten (Musizieren, Singen, Malen, kreatives Schreiben etc.), in Spielsituationen (insbesondere bei Computerspielen bzw. E-Sport), bei der Ausübung von Hobbys und bei geeigneten Bedingungen auch im beruflichen Umfeld.
 
Flow kann ebenfalls bei ausdauersportlichen Aktivitäten auftreten (z.B. Wandern, Laufen, Radfahren), wenn die Aktivität über einen längeren Zeitraum in einem Gleichgewicht zwischen Über- und Unterforderung stattfindet, sodass Anstrengungen nicht spürbar werden und äußere Bedingungen keine Aufmerksamkeit erfordern. Erfahrene Läufer erleben mitunter Flow bei langen Läufen im moderatem Tempo, wenn sich Körper und Geist, Anforderungen und Fähigkeiten in einem als Gleichgewicht empfunden Zustand befinden und äußere Ablenkungen nicht stören. Während Beine ohne bewussten Einsatz von Kraft und Willen wie von alleine laufen und vermeintlich unendlich weit laufen könnten, fließen Sinneseindrücke und Gedanken in einem unkontrollierten Strom. Ohne jede gedankliche Anstrengung tauchen mitunter wie aus dem Nichts Lösungen für Probleme auf, an denen man sich bisher Zähne ausgebissen hat. Nach dem Lauf bleiben positive Emotionen noch eine Weile erhalten. Welche Strecke man zurückgelegt hat, weiß man oft nicht mehr im Detail. Wie Flow die Überwindung von Strapazen auf Ultralangstrecken ermöglicht, beschreibt ein Artikel der FAZ über Erfahrungen des Sportpsychologen Michele Ufer als Ultralangstreckenläufer: Mit dem Flow durch die Extreme
 
Flow ist zu unterscheiden vom u.U. bei Ausdauersportarten auftretenden Phänomen des Runner‘s High, das euphorische Zustände bezeichnet, die ausgeschüttete körpereigene Opiate auslösen. Strittig ist, ob Endorphine (körpereigene Opioidpeptide, die in der Hypophyse und im Hypothalamus von Wirbeltieren produziert werden) zu den Hauptverdächtigen zählen, weil Endorphine vor allem Schmerzen unterdrücken und damit Extremsituationen erträglicher machen. Diskutiert werden körpereigene Endocannabinoide, Neurotransmitter, die Menschen in rauschhafte Zustand versetzen können, das Wohlbefinden steigern und Schmerzempfindlichkeit sowie Ängstlichkeit reduzieren. Das Hochgefühl des Runner‘s High ist ein eher seltenes, sich überraschend einstellendes und lange nachwirkendes Ereignis. Bedingungen des Auftretens von Runner‘s High sind zwar weitgehend bekannt, aber sie sind nicht willkürlich kontrollierbar, weshalb das Erlebnis von Runner‘s High als Motivationsverstärker ungeeignet ist.

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  1. Landeszentrale für politische Bildung: Intrinsische und extrinsische Motivation (PDF)
  2. Dieser Post berücksichtigt ausschließlich intrinsische Motivation und vernachlässigt die Unterscheidung von Varianten. - Wikipedia: Varianten der intrinsischen Motivation
  3. Wikipedia: Exekutive Funktionen 
  4. Zeitschrift Sportwissenschaft 2009, Sabine Kubesch, Laura Walk: Körperliches und kognitives Training exekutiver Funktionen in Kindergarten und Schule (PDF)
  5. Zeitschrift für Erwachsenenbildung 2011, Laura Walk: Bewegung formt das Gehirn (PDF)
  6. FAZ: Laufen macht schlau und verbessert die Stimmung
  7. Dissertation Sanna Stroth am Universitätsklinikum Ulm 2009: Einfluss eines Ausdauerlauftrainings auf exekutive Funktionen und deren hirnelektrische Korrelate unter Berücksichtigung eines genetischen Polymorphismus (PDF)
  8. Das Kapitel 3.2 Was ist Lebensstil? des Teils 2 macht jedoch darauf aufmerksam, dass die Wahl eines Hobbys nicht völlig frei erfolgt, sondern kulturellen, schichtspezifischen und modischen Einflüssen unterliegt.  
  9. Auf mögliche Erklärungen geht Kapitel 4 des Teils 2 ein.
  10. Wikipedia: Neurowissenschaften
  11. Vortrag Gerhard Roth im Portal Das Gehirn: Wie das Gehirn die Seele formt
  12. Quellen zum Thema Persönlichkeit:
  13. Manager Magazin: So macht Laufen glücklichDas große Lauf-ABC
  14. Corinna Nüsser, TU Dresden: Neuronale Korrelate von Delay Discounting 
  15. Prozesse der Internalisierung verhelfen zur Aneignung und Verinnerlichung gesellschaftlicher Werte, Sitten, Normen, sozialer Rollen, die im Sozialisationsprozess inkl. konnotierter Fähigkeiten erlernt werden. Internalisierung vermittelt den kulturell geprägten Rahmen des Verhaltens individueller Persönlichkeiten. Lebensläufe von Menschen, in deren Sozialisation sich diese Fähigkeiten nicht ausreichend entwickeln konnten, verlaufen weniger erfolgreich oder sind sogar vom Scheitern bedroht. 
  16. Das als Zero-Preis-Effekt bekannte Phänomen nutzen Marketing und auch vermeintlich kostenlose Social Media, was Nutzer letztlich teuer bezahlen. Ein ähnliches Phänomen besteht bei frei zugänglichen öffentlichen Gütern, deren Qualität und Verfügbarkeit potentiell vom Trittbrettfahrerproblem und von der Tragik der Almende bedroht sind. Unkontrollierte Nutzung scheinbar kostenlos vorhandener Natur führt zu Naturverlusten, die uns alle teuer zu stehen kommt. - FAZ: Was nichts kostet, kann nicht viel Wert sein?
  17. Übersichtsartikel Wikipedia: Persönlichkeitspychologie, Resilienz, Big-Five-Modell, Vulnerabilität
  18. Quellen zum Thema Flow:
    • Stangl Online-Lexikon für Psychologie und Pädagogik: Flow

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