Sonntag, 2. Oktober 2011

Loch Ness Marathon 2011 - "Last Order Please!" beim erfolgreichen Finish des 99. Marathons (Update 22.11.2020)

Zieleinlauf Karlheinz LNAB0712-cp.jpg Im Ziel
 
Im Jahr 2006 sind Gisela und ich erstmals beim Loch Ness Marathon angetreten und konnten unter schwierigen Bedingungen mit einer indiskutablen Endzeit von 5:26 Std. finishen. Immerhin hat uns die Route dieses Landschaftslaufs so sehr begeistert, dass wir uns vor dem Ende unserer aktiven Marathonkarriere beim Loch Ness Marathon 2011 rehabilitieren möchten. Aufgrund verschiedener Problem ist jedoch in der Vorbereitung kein reguläres Training möglich. Nach einer Knie-OP darf Gisela über mehrere Wochen das betroffene Bein nur mit Gehstützen belasten. Unsere Schottlandreise fällt nicht aus, aber Running ist ausgeschlossen. Kurz entschlossen übernimmt Elisabeth Giselas Startberechtigung und folgt uns für ein verlängertes Wochenende nach Schottland. Elisabeth und ich gehen mit schwachem Optimusmus an den Start. Wir glauben an unsere Chance zu finishen, mehr aber auch nicht. Regen am Morgen stimmt nicht euphorisch. Am Ende des Tages übertreffen unsere Rennverläufe und Endzeiten von 4:43:23 Std. / 4:56:49 Std. unsere Erwartungen bei weitem. Wir sind sehr glücklich und werden heute noch gebührend feiern.  



 

1.10.2011: Bootstour auf dem Kaledonischen Kanal zum Loch Ness (Fotoserie) und Marathon-Registrierung (Fotoserie)
 
Schleuse am Kaledonischen Kanal Urquhart Castle am Loch Ness Bootstour Kaledonischer Kanal

Am Tag vor dem Marathon schonen wir eigene Kräfte und unternehmen bei schottischem Wetter mit Jacobite Cruises eine mehrstündige kommentierte Bootstour ab Inverness auf dem Kaledonischen Kanal durch den Great Glen zum Loch Ness. Bei der  Burgruine Urquhart Castle liegt der Wendepunkt der Cruise. Zu seiner Blütezeit zählte Urquhart Castle am westlichen Ufer des Loch Ness zu den größten Burganlagen Schottlands. Ungefähr auf Höhe der Burgruine wird oberhalb des östlichen Ufers des Loch Ness in der Nähe des Dorfes Whitebridge morgen der Marathon gestartet.

Pasta-Essen vor Loch Ness Marathon Musikalischer Rahmen des Pasta-Essens Marathon-Registrierung in Inverness

Nach der Bootstour gehen wir zur Marathon-Registrierung im Sportgelände von Inverness, um unsere Startunterlagen abzuholen und am Prerace Pasta Dinner in einem großen Festzelt teilzunehmen. Eine folkloristisch inspirierte Rockband bemüht sich ernsthaft, aber eher vergeblich um Erzeugung von Party-Stimmung, die in dem nur spärlich besuchten Zelt nicht aus den Startlöchern kommt.
 
 
2.10.2011: Race Day - Fotoserien: Veranstalter-Fotos - eigene Fotos
Um 7:45 Uhr werden ca. 3.700 Starter (unbestätigt) vom Sammelpunkt in Inverness mit Bussen bis Whitebridge auf der Westseite des Loch Ness transportiert. Die Busfahrt auf einspuriger Straße kostet inkl. Pinkelpause Zeit, so dass wir erst kurz vor der Startzeit eintreffen. Eine Dudelsack-Kapelle und leichter Regen begrüßen uns. Wir haben bereits unser Gepäck abgegeben, als wir erfahren, dass sich der Start um 12 Minuten verzögert, weil viele Runner noch an der Toilette anstehen. Inzwischen nimmt auch der Regen zu.

Da Elisabeth und ich unsere aktuelle Leistungsfähigkeit nicht einschätzen können, entscheiden wir uns dafür, nicht zusammen zu laufen. Jeder hat mit sich bereits genug zu tun, weshalb gegenseitige Rücksichtnahme nur ein zusätzliches Handicap wäre. Kurz nach dem Start klatscht der Regen herunter und vermischt sich mit einigen Hagelkörnern. Etwas mehr Rücksicht hätten wir uns schon vom Wetter gewünscht.

Auf den ersten Meilen geht es überwiegend bergab. Kleinere Gegenanstiege sind noch harmlos. Nach 5 Meilen laufen wir gegen eine steile Rampe. Während viele Läufer diese Rampe gehend nehmen, bleibe ich im Laufschritt. Meine Durchgangszeiten liegen jetzt etwa bei 11 Min./Meile, was etwa einem Schnitt von 7 Min./km entspricht und bei gleichbleibendem Tempo für eine Endzeit unter 5 Stunden reichen würde. Allerdings liegen noch 80 % der Strecke vor mir und dort erwartet mich das Abenteuer, da mir aus vielen Gründen das Fundament der langen Läufe fehlt. In den letzten 6 Wochen konnte ich lediglich jeweils einen Lauf über 32 km und 25 km realisieren. Noch stärker beschäftigt mich die Frage, ob mein linkes Knie durchhalten wird. Das gewöhnlich unberechenbare schottische Wetter entwickelt sich heute zu unserem Vorteil und wird in Richtung des Ziels in Inverness immer freundlicher.

Im Ziel After Race Party Zieleinlauf Elisabeth

Im Ziel wartet Gisela mit schussbereitem Fotoapparat lange und erfolgreich auf uns. Am Ende des Tages können wir beide den Marathon finishen. Bis zum Zieleinlauf hat sich wieder Sonnenschein eingestellt. Gisela erwartet uns am Zielkanal. Sie ruft mich, und ich kann sie ausmachen. Heute ist das Leben schön! Nach kurzer Suche finden wir uns im vermatschten Zielraum und freuen uns gemeinsam über diesen glücklichen Tag. Wie üblich in UK (außer beim London Marathon) wird auch hier im Zielbereich eine After Race Party mit warmer Mahlzeit zelebriert.

 
Nachfeier
Unmittelbar am River Ness liegt das Restaurant Riva, in dem wir unseren Erfolg nachfeiern und zugleich den letzten gemeinsamen Abend miteinander verbringen. Michelle vom Lynver Guest House (unsere bevorzugte Unterkunft in Inverness) hat uns dieses Restaurant empfohlen. (Die Inhaber, Michelle und Brian, haben sich inziwschen in den Ruhestand begeben und das B&B geschlossen.) Eigentlich wollten wir für den letzten Abend im The Mustard Seed reservieren, hätten dort aber erst für 21:00 Uhr einen Tisch bekommen. Mit dem Riva hat Michelle eine gute Alternative empfohlen.

Dinner im Restaurant Riva, Inverness Dinner im Restaurant Riva, Inverness River Ness in Inverness

Beim Verlassen des Restaurants Riva sind die Skyline der Stadt und die Brücke über den River Ness ebenso wie unsere Stimmung festlich erleuchtet. Elisabeth tritt morgen die Rückreise nach Deutschland an. Wir werden zusammen mit unseren australischen Freunden noch 4 weitere Tage in Schottland verbringen. Angie und Richard sind bereits seit einigen Tagen unterwegs und inzwischen in Amsterdam angekommen. Morgen reisen sie nach Edinburgh. Morgen Nachmittag werden wir sie in Dunkeld treffen und gemeinsam mit ihnen die Schottlandreise fortsetzen.

Am Abend ahnen wir nicht, dass Elisabeth und ich heute den jeweils letzten Marathon gelaufen sind und Gisela bereits ein Jahr zuvor ihre Marathon-Laufkarriere mit dem San Francisco Marathon beenden musste (Post: San Francisco Marathon). Im Folgejahr scheitert der Versuch einer Wiederholung des Loch Ness Marathons im Rahmen einer weiteren Schottlandreise. Immerhin vermag unser Freund Werner die Strecke erfolgreich als seinen ebenfalls letzten Marathon zu bewältigen, während wir die Atmosphäre als Zuschauer genießen (Post: Loch Ness Marathon 2012). Allerdings ziehen wir uns nicht völlig aus der Laufszene zurück, sondern bleiben als Walker bis über Marathondistanzen aktiv. 

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